Eine Rektorin geht nach 18 Jahren an der HHGS in den Ruhestand und berichtet darüber
Nach 41 Dienstjahren verließ die Rektorin der Hans-Herrmann-Grundschule laut den Worten des fachlichen Leiters des Schulamtes der Stadt Regensburg. Schulamtsdirektors H. Stautner "als langjährige Lotsin des HHGS-Schiffes die Kommandobrücke" und teilte allen mit, dass sie sich endlich, nach der Übergabe an ihre Nachfolgerin, mehr der Kunst, der Musik, ihren Haustieren und dem "Aufräumen ihres Hauses" widmen möchte sowie allen Bereichen, die in den letzten Jahren manchmal einfach wegen Arbeitsfülle etwas zu kurz kamen.
Ihre Kollegen und Kolleginnen ließen sich dann etwas auch Besonderes zur Abschiedsfeier einfallen. Das hatten sie so geschickt organisiert und vorbereitet, dass es dem wachsamen Auge und Ohr der noch residierenden Schulleitung tatsächlich fast entging. Als sie dann von ihrer Konrektorin eine Einladungskarte für Mittwoch, den 28.Juli bekam, schwante ihr schon etwas. Ihr Versuch aus ihrer Pensionierung keine große Sache zu machen, wurde einfach abgewiegelt mit dem Spruch "jetzt sei mal ruhig und lass' uns nur machen!"
Als dann dieser "offizielle Abschiedstag" kam, wurde ihr so manches klar, als sie das Programm las. Alle Einzelheiten aufzuzählen, würde sicherlich manchen unbeteiligten Leser langweilen (die Rektorin natürlich nicht), aber dennoch sollten zumindest einige Szenenbilder mit kleinen Erklärungstexten auch denen zuteil werden, die nicht bei dem großen Abschiedsfest dabei sein konnten. Außerdem möchte die scheidende Rektorin auf diese Weise nochmals ihren Dank zum Ausdruck bringen für die Liebe und Mühe, die sich alle gaben, um der "Chefin" den Abschied zu erleichtern. Den einen oder anderen wird's erfreuen, manch einen aber auch nicht. Das ist nun mal so im Leben.
Zu Anfang sangen die Klassen 3ab das Lied "Der Traum von einem Paradies" (Anmerkung der jetzigen Pensionärin: Bislang ist es schon paradiesisch, jeden Morgen als Langschläferin nicht so früh aufstehen zu müssen!) und überreichten ihr danach ein wunderschönes Büchlein, das sie zusammen mit ihrer Religionslehrerin Frau Traut im Unterricht erarbeitet hatten.
Diesem Lied folgte eine herzliche und freundschaftliche Begrüßung durch die Konrektorin Frau L. Haas-Wagner, die dann auch weiterhin durch das von ihr zusammengestellte und mit allen Kollegen ausgearbeitete Programm führte.
Hier wurden den Gästen nicht nur in Versen typische Handlungsweisen der Rektorin aufgezeigt, wie z.B. durch die Schulhausgänge eilend, mit irgendeiner neuen Ideen im Kopf und der möglichst schnellsten Umsetzung und Durchführung derselben. Auch der Schulrat und fachliche Leiter des Schulamtes in der Stadt und im Landkreis Regensburg, Herr H. Stautner, wusste somit etwas zu bemerken:
"...wenn ich an Frau Wills denke, dann assoziierte ich schon immer Engagement, Kraft und Energie, Rast- und Ruhelosigkeit, Tempo, enormen Fleiß, Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, analytischer Verstand und rasche Auffassungsgabe, Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit, Fachkompetenz, Einsatz- und Entscheidungsfreude, Durchsetzungskraft, Kampfeswille, extreme Belastbarkeit..."
Das Kollegium der Hans-Herrmann-Grundschule war sich 100%-ig sicher, dass ihre Chefin sich im Ruhestand wohl auch nicht bremsen lassen würde. Deswegen wurde in einer privaten Kollegenkonferenz beschlossen - unter Einbindung mancher Kenntnisse, Neigungen und Vorlieben, welche sie bei Frau Wills innerhalb18 Jahren in der HHGS kennen gelernt hatten - diese o.a. Eigenschaften so auszubauen, dass die Altchefin ihren Ruhestand auf die richtige Art und Weise anpacken würde.
Den Anfang machte die musikbewanderte Kollegin E. Schöttl mit dem Gedicht "Die Sängerin" mit dem Schlusswort "Singt die Dame morgen wieder?"
Herr H. Wimmer, schloss sich mit dem Gedicht "Die Schauspielerin" an, wobei nicht sicher war, ob nicht er dabei der begnadete Schauspieler oder mehr unser unerreichbare Dichter war, der auch in diesem Fall alle Ratschläge in Verse gefasst hatte.
Weiter ging's mit Showeinlagen der Klassen 2ab. Wobei die beiden kleinen Moderatoren, die Frau Haas-Wagner zwar in diesem Fall entlasteten, es sich aber nicht verkneifen konnten, Frau Wills darauf aufmerksam zu machen, dass sie manche vorgestellten Einlagen vielleicht lieber nicht versuchen sollte nachzumachen!
Die Showtanzgruppe der 2ab machte ihrem Namen alle Ehre und vor Vergnügen lächelnd folgte Bürgermeister Weber mit seiner zum Schmunzeln auffordernden Rede.
Besondere Freude machte er der Rektorin, als er ihr als Vertreter der Stadt einen wunderschönen Korb überreichte mit einem gar köstlichen Inhalt: Ein paar Flaschen Wein aus der Regensburger Winzerlandschaft für deren Gedeihen bekanntlich Gartenamtchef Herr Stösser verantwortlich war. Und dass sich darüber Frau Wills besonders freute, ist ja wohl deutlich zu sehen!
Frau C. Gulden, die ja immer mit Frau Wills zusammen die Kunst am Bau sowie die Ausschmückung des Schulhauses in den Gängen und in manchen Zimmern durchführte, sprach nicht - wie eigentlich vorprogrammiert und erwartet - über die Künstlerin Frau Wills (das erledigte Frau M. Grasse!), sondern über die "Tierversteherin", nicht nur auf die schulischen sondern auch die häuslichen Tierfreunde anspielend.
Die Klasse 3ab, die Frau Wills vor allem in den Fächern Französisch, Tradition, Kunst und Musik meistens Freude machte, schenkte ihrer Fachlehrerin das Lied "Ich schenk dir einen Regensbogen". Zu diesem Zweck wurde sie auf die Bühne gebeten und empfing in den Regensbogenfarben einige Präsente, welche in dem Lied vorkamen.
Daraufhin meldete sich das Schulamt zu Wort. Herr Stautner ließ das gesamte Schulleben der Rektorin vor ihren Augen Revuepassieren und erzählte sogar manches, was Frau Wills in der Tat im Laufe der Zeit vergessen hatte (z.B. das Thema ihrer Zulassungsarbeit über "Kindern begegnen Tieren - Beobachtungen über die Beziehung von Kindern zu Käfig-Vögeln"). Da er die Entlassungs-Urkunde schon während einer separaten Schulleiterabschlussfeier überreicht und die Rektorin öfter bei Konzerten im Audimax angetroffen hatte, wusste er auch über diese Vorliebe Bescheid und erfreute sie mit einem persönlichen, musikalischen Geschenk.
Nach der Ansprache des Schulamtes, gab Frau S. Drexler ihrer Art entsprechend "Die Politesse" zum Besten. Laut Schulamtsdirektor Stautner "... voller Temperament, nicht immer pflegeleicht und manchmal sogar anstrengend, aber unnachgiebig, wenn es um ihre Kinder und um die Schule geht - das ist Frau Wills!". Frau U. Schmidmeier beschrieb die Rektorin mehr als Fremdenführerin für die ungarischen und französischen sowie vielen anderen Nationen innerhalb der HHGS, wenn sie ihre Geburtsstadt Regensburg vorstellte. Dies ist eine andere Seite, die laut SchR Stautner nach "außen mitunter vielleicht ein bisschen manch andere Eigenschaften überdeckte: Warmherzigkeit, Verständnis, Verlässlichkeit, Fürsorge, ein weiches, großes Herz für die Kinder und ihr Kollegium, das sie nach außen hin mit Klauen und Zähnen verteidigen konnte - und absolute Loyalität".
Den letzten Klassenvortrag zeigten die Klassen 4ab mit gekonntem, musikalischen Sprechtext mit "Wir gratulieren nun galant"
Den Abschluss bildete ein selbstverfasstes bayerisches Gstanzl zweier Schülerinnen mit einem selbst gestalteten Büchlein von Bildern des letzten Franzosenaustausches in Clermont-Ferrand. Das Büchlein hatten die beiden Viertklässlerinnen schon vorher ihrer Französisch- und Musiklehrerin zeigen wollen. Aber Frau Wills lehnte dies ab und wies auf den Abschiedstag hin. Die beiden Mädchen waren aber so hartnäckig und "bearbeiteten" ihre Lehrerin so nachhaltig, dass sie ihnen nicht auskam. Sie wollten - wie sie mir hernach erklärten - einfach die Wirkung des Büchleins persönlich miterleben. Das haben sie dann auch, denn Frau Wills liefen fast die Tränen aus den Augen, so sehr musste sie über die gelungene Arbeit lachen und sich freuen (von der Rührung ganz zu schweigen!). An dieser vorzeitigen Geschenkübergabe mit Anschauen knüpfte ihre Lehrerin damals nur eine Bedingung: "Das müsst ihr noch einmal wiederholen vor allen geladenen Gästen am Abschiedstag!" Und scherzhaft drohte sie: "Sonst sind wir keine Freunde mehr!" Und sie vergaßen es nicht, taten es auch und erfreuten dazu gleichzeitig die Gäste und nochmals ihre scheidende Rektorin!
Auch die Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche hatte ein langes Gedicht parat, das sie abwechselnd vortrugen und verabschiedeten sich mit beeindruckenden Gaben: Herr Pfarrer Poitsch mit einer wunderschönen Kerze der Pfarrei Hl. Geist und Frau A. Neumann mit "echten" Martin Luther-Pralinen".
Daraufhin überraschte die Konrektorin ihre Schulleiterin mit der Bitte auch eine kleine Rede für den ebenfalls in den Ruhestand gehenden Pfarrer Poitsch zu halten.
Schon einiges im Laufe der Jahre gewöhnt, musste die Rektorin ohne die Chance eines eventuell fünfminütigen Brainstormings gehabt zu haben, jetzt eine kleine Rede für den immer liebenswerten, wenn auch andersgläubigen Kollegen halten. Er durfte sich freuen über eine große Steige mit verschiedenen Bierspezialitäten, die er sich in abendlichen Musestunden genehmigen können wird.
Danach wurde das große Abschiedsgeschenk überreicht und wieder hatte die "Crew" den Nagel auf den Kopf getroffen: Die Konrektorin überreichte einim Namen aller einen wunderbaren großen Vogel für ihren Garten.
Hier nochmals meinen herzlichsten Dank an alle, die sich daran beteiligten. Der Krakelus (wie er getauft wurde) steht schon an seinem Platz und passt auf, dass keinem Vogel, der sich im Wills'schen Garten aufhält, ein Leid geschieht.
Erstaunlich war, dass nach dieser langen Feier die ganz Kleinen der 1a zum Abschluss den Gästen noch ein paar beeindruckende Yogaübungen mit auf den Weg gaben und die Schülerinnen der 1b noch profimäßig einen Tanz der berühmten Abba-Gruppe - "Thank you für the music" darbieten konnten, wofür sie rauschenden Beifall ernteten.
Nun verblieb der Schulleiterin nur noch die Möglichkeit sich bei allen Gästen herzlichst zu bedanken mit einem kleinen Gedicht über die Pensionierung. Sie hätte natürlich mehr sagen können, aber am Ende blieb ihr - was sehr selten geschah - einfach die Stimme weg und das Publikum hatte Verständnis dafür.
Es blieb also nur bei einem Ade für alle Beteiligten der HHGS!
Presseartikel