Montag 10. März
An diesem Tag mussten wir schon etwas eher aufstehen, um nach dem Frühstück in der Montessory- Grundschule neben unserem Hotel pünktlich in der Partnerschule einzutreffen. Rudi hatte große Bedenken geäußert, da er ja mitten im Morgenverkehr quer durch die ganze Stadt fahren musste und deswegen wollte er unbedingt einen Zeitpuffer. Doch wir kamen pünktlich wie die Maurer um 10.00 Uhr an der Roten Schule, wie man sie im Volksmund nennt, an.
Man zeigte uns, dass die Grundschule aus zwei fast gleichen Teilen besteht, in deren Mitte ein Gang liegt. Im Gang fanden wir einen Schaukasten von Regensburg und auch das Verkaufsfenster der Hausmeisterin. Wir wurden - wie übrigens während des ganzen Schulaustausches - fröhlich und freundlich von unserer Kollegin Marianna, die wir schon vom ersten Austausch in Regensburg her kannten, sowie vom Schulhausmeister, der selbstverständlich Ungarisch mit uns sprach, begrüßt. Und man glaubt es kaum: Er redete so eindringlich mit Händen und Füßen, dass wir fast immer verstanden, was er meinte.
Marianna + Hausmeister |
Schulgang |
Treffpunkt Schulgang |
Rektorat |
Nach einer kurzen Schulbesichtigung wurden wir von Noémy, der Rektorin der Nationalitätenschule herzlichst begrüßt und in die große Turnhalle gebeten. Dort stand schon TV 18, also die Fernsehgesellschaft dieses Schulbezirks und wollte von den beiden Rektorinnen sowie der Klassenlehrerin Marianna ein Interview. Wie gut, dass Klari mir schnellstens alles übersetzte und ich auf ausdrücklichen Wunsch sehr langsam zu sprechen, sofort antworten konnte. Dann begann die Feier und der Schulchor stellte sich mit ungarischen und deutschen Liedern vor.
Dem folgte die Ansprache der Rektorin an alle Kinder dieser Schule, unter die sich inzwischen auch schon unsere HHGS-Schüler gemischt und neben ihre ungarischen Freunde vom letzten Jahr gesetzt hatten.
Danach überreichte ich nach einer Rede der Rektorin im Namen der Stadt Regensburg ein Bild des bekannten Regensburger Aquarellmalers Willi Ulfig, mit herzlichem Gruß von unserem Oberbürgermeister Schaidinger. Zum Abschluss tanzten die größeren Schüler ein paar ungarische Volkstänze, die wir mit den zwei bayerischen Volkstänzen, die wir mit Herrn Tahedl eingeübt hatten, erwiderten. Dazu sangen wir "1,2,3,4,5,6,7, wo ist denn der Hans geblieben?" sowie "Als wir jüngst in Regensburg waren". Davon war eine Musiklehrerin so begeistert, dass sie uns nach der Feier um Text und Melodie bat.
Um 11.30 Uhr mussten wir schnellstens in die Schulküche, noch schneller die köstliche Suppe essen, denn es warteten schon die nächsten Klassen und wollten ebenfalls ihren Hunger stillen.
Dann ging es gleich weiter mit einem Deutschunterricht in den höheren Klassen. Hier trafen sich einige der vier HHGS- Gruppen mit ihren schon bekannten Freunden vom letzten Jahr.
Die zweite Gruppe besuchte die Klasse 2a und konnte mit diesen Schülern deren Deutschunterricht verfolgen, mit ihnen singen, spielen und malen.
Die dritte Gruppe arbeitete mit den älteren Schülern im zweiten Deutschlehrraum. Hier stellten sie fest, dass über der Tafel ein für sie bekannter Spruch von Antoine de Saint-Exupéry stand aus dem Büchlein "Der kleine Prinz".
Die Lehrerin stellte allen anwesenden Schülern Fragen und wer sie richtig löste bekam ein kleines, süßes Osterei. Während die Deutschen sprachlich im Vorteil waren, bestand der Vorteil der Ungarn im Wissen. So herrschte Fairness zwischen allen Schülern. Am Ende sah man nur strahlende Schüler, die sich Schokoladeneier schmecken ließen. Kommentar meiner HHGS'ler: Solch einen Unterricht könnte Frau Wills auch mal machen. Meine Antwort darauf: "Wir können es gerne mal in den Fächern Englisch und Französisch ausprobieren?!" Daran hatten sie natürlich nicht gedacht, dass bei diesem Unterricht vor allem die Sprachenkenntnis Voraussetzung war und es deshalb vielleicht nicht solch eine große Beute zu erringen gäbe!
Nach diesem großartigen Empfang waren alle hungrig und wir gingen zur Schulmensa, wo uns mehr köstliche Dampfnudeln aufgetischt wurden als wir jemals hätten essen konnten.
Viel Zeit zum Ausruhen bestand nicht, denn am Nachmittag stand die "Perle Budapests" auf dem Plan: Wir besuchten am östlichen Donauufer, im Stadtteil Pest, das imposante Gebäude des Nationalmuseums. Dabei kamen wir am Zirkonium vorbei, von dem man eine wunderbare Aussicht hat. Von dort oben erspähten meine Schüler natürlich auch sofort ein riesiges, vor dem Nationaltheater angelegtes Naturlabyrinth. Nur durch ein ehrenwörtliches Versprechen, nach dem Theater dieses ausprobieren zu dürfen, waren die Schüler und Schülerinnen zu bewegen, das Nationaltheater vorher noch zu besichtigen.
Leider war es nur erlaubt das Nationalmuseum von außen zu fotografieren. Und somit blieb uns nichts anderes übrig als die riesigen Engelfiguren am Eingang aufs Foto zu bannen, um wenigstens eine Erinnerung an diesen prächtigen Bau zu haben.
So war es zum Bedauern aller auch nicht möglich fotografisch festzuhalten, dass wir als VIPS in den Ehrenlogen sitzen durften und uns vorstellen konnten, wie sich gekrönte Häupter Theateraufführungen ansehen. Besonders waren die Buben beeindruckt von den zwei riesengroßen Bühnen, mit allen möglichen modernen und raffinierten Bühnenvorrichtungen. Die Mädchen fanden eher den riesengroßen Lüster interessant und bedauerten diejenigen, die ihn jährlich (!) putzen mussten, damit er über allen Köpfen so erstrahlen konnte.
Von außen sah das Gebäude jedoch auch sehr beeindruckend aus, so dass wir es bestimmt nicht vergessen werden.
Doch nach so viel beeindruckendem Input konnten die Kinder sich dann endlich die Beine im vor dem Theater liegendem Baum-Busch-Labyrinth vertreten.
Auch zur Zitadelle fuhren wir, die auf dem Gellértsberg von 1851 steht und ebenso wie unsere Regensburger Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Sie wurde 1851 für militärische Zwecke gebaut, ist aber heute eine Touristenattraktion. Hier standen sogar die Kinder völlig still und bestaunten den grenzenlosen Rundblick über Budapest.
Am Abend machten sich nach dem Abendbrot alle daran, die vorbereiteten Briefe an die Eltern zu schreiben, um an diesem Abend bald ins Bett zu gehen. Sie schliefen nach diesem ereignisreichen Tag so fest, dass sie nicht hörten wie im Hotel gegen 23.30 ca. 80 Polizisten einzogen, um sich dort nach einem anstrengenden Einsatz auszuruhen; wir hatten es da besser, denn sie mussten am nächsten Tag schon um 5.00 wieder los.
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