Donnerstag, 28.06.: Der siebte Tag
Der zweite Unterrichtsvormittag im Zeichen der Römer
Der Donnerstag war wieder ganz den Römern gewidmet. Alle Gruppen vom Dienstag trafen sich nochmals in den betreffenden Klassen und machten da, wo sie aufgehört hatten weiter. Auf dem Programm standen zuerst die Römischen Zahlen, mit denen dann ein Spiel entstand und noch für schnell arbeitende Kinder als Alternative eine eigene Prägung nach dem Vorbild römischer Repliken. Frau Käs hatte eine Nachbildung aus dem Museum mitgebracht und Gips und Plastilin vorbereitet. Mit dem Plastilin wurde ein Negativabdruck geschaffen und dann vorsichtig der flüssige Gips auf diesen Negativdruck gegossen. Wenn man sich Mühe gab erhielt man wunderschöne römische Münzrepliken.
Beim Thema "Römische Zahlen" erfuhren deutsche als auch ungarische Schüler, dass die Römer nie mehr als drei gleiche Zahlen nebeneinander schrieben. Das löste natürlich große Verwunderung aus, aber das Arbeitsblatt zur Freiarbeit zeigte an Beispielen auf, wie das bei den Römern gehandhabt wurde.
Danach mussten nach nochmaliger Erklärung die Schüler beweisen, dass sie jetzt vorgegebene Zahlen wie die alten Römer schreiben konnten. Mit gemeinsamer Hilfe unter Freunden klappte das dann auch.
Nach diesem etwas theoretischen Teil, bei dem man sich in der großen Pause etwas erholen konnte, wurde in der darauffolgenden Stunde das Römische Zahlenspiel entwickelt. Auf einen großen Bogen Papier malte man ein großes, gleichschenkliges Dreieck und unterteilte dann dieses in gleich große Abschnitte, in die man die römischen Zahlen schrieb. Mit den bunten Glassteinen, die ja jeder vom Mühlespiel her hatte, durfte man dann auf den Pausenhof und - nach kurzer Einweisung - miteinander oder besser gesagt gegeneinander spielen. Wer die höchste Summe beim Zusammenzählen der Wurftreffer hatte, war Sieger.
Das Spiel wurde auf dem Pausenhof begeistert gespielt, auch gegen Frau Wills, die aber verlor. Eine kurze Unterbrechung gab es als - aufgescheucht durch die begeisterten Stimmen der römischen Spieler - ein Igel aus der Blumenanlage des Pausenhofs kroch. Herr Wimmer sah ihn, zog sich schnell Handschuhe an und zeigte ihn allen. Anfassen durfte man ihn auch, was ja in der Natur meistens nicht möglich ist. Nachdem der Igel wieder an seinen ursprünglichen Platz verfrachtet worden war, ging das Spiel lautstark weiter.
Aber es sollte ja auch noch auf römische Weise gegessen werden. Deswegen unterbrach man das Spiel und begab sich wieder in die Klassenzimmer.
Nach erstaunlich kurzer Zeit wurde ich aus dem Rektorat gerufen und auf den Pausenhof gebeten, wo die "Römer" schon mit ihrem Obstsalat warteten. Mir wurde erklärt, dass man die Wahl hätte den Obstsalat römisch oder deutsch zu essen. Die Römer wollten gerne als Nachtisch etwas Süßes, wie z.B. einen Obstsalat. Aber andererseits liebten sie alles was scharf war. Deshalb süßten sie nach altbekannter Weise den Obstsalat zuerst mit Honig und streuten anschließend weißen Pfeffer darüber. Hätte jemand mein Gesicht gesehen, dann wäre ihm klar geworden, was ich von dieser Aussage hielt. Aber die Kinder hatten es zum Teil schon ausprobiert und meinten, ich solle es doch mal versuchen. Also tat ich wie mir geheißen und schon nach dem ersten Probierlöffel musste ich den Kindern Recht geben: Es schmeckte wunderbar; man durfte nur nicht zu viel pfeffern. Das passierte einem Schüler und da das Schüsselchen mit dem Obst zu schade war wegzuwerfen, bekam er sogleich den Rat der Mädchen: "Wasche einfach das Obst ab, dann ist der Pfeffer weg. Ein bisschen Honig wieder darauf und alles ist wieder o.k."
Zu schnell war auch dieser Römertag vorbei und die Schule war aus.
Die Gäste begaben sich wieder in die Aula und durften sich dort Spaghetti Bolognese schmecken lassen (weil sie Nudeln so gerne äßen, wie mir verraten wurde).Nachschlag war für jeden da, was man auch in Anspruch nahm, bevor es wieder zurück nach Karlstein ging.
Gemütlicher Abend in Karlstein mit ungarischen und deutschen Lehrern
Als wir uns am Abend trafen, meinten die drei ungarischen Erzieherinnen, dass es sehr schwer sei die Kinder heute zum Schlafen zu bringen. Sie wären so geschafft gewesen, dass sie am Nachmittag ein wenig sich hingelegt hätten. Nun ja, das glaubte ich den Erzieherinnen sofort, denn wer am Nachmittag schläft ist am Abend nicht müde. Da die Lehrer der HHGS später kamen, waren die meisten schon dabei sich für die Nacht herzurichten. Natürlich brauchten sie nicht gleich schlafen sondern konnten sich noch unterhalten oder lesen.
Als wir eintrafen waren manche noch allzu putzmunter und probten im Medienraum den Tanz, den sie zum Sommerfestprogramm vorführen wollten.
Deshalb deckten wir erst einmal den Tisch ein. Jeder hatte etwas Bayerisches mitgebracht. Schnell war alles fertig und die ungarischen Freunde wurden erwartet. Judith und Marianna sollten allerhand bayerische Schmankerl probieren: Regensburger Radi, natürlich original zugeschnitten, den Obatzten , ein etwas intensiv riechenden Käse, Bratwürstel oder Käse im Schlafrock, Bayerischen Wurstsalat, eine kleine Auswahl verschiedener geräucherter Würstchen und Brezeln. Marianna und Judith kamen bald und ließen es sich nicht nehmen von allem etwas zu kosten, auch wenn es unbekannt war und wir ihnen erst erklären mussten worum es sich handelte.
Als wir dann alle fertig mit dem Essen waren, überreichten wir den beiden Damen noch eine private Kleinigkeit, um ihnen zu zeigen, dass wir sie mochten. Aber wie groß war die Überraschung, als sie auch uns etwas schenkten. Ich glaube allen Anwesenden war klar, dass nicht nur die Kinder sondern auch wir Erwachsenen Freunde gefunden hatten und geworden waren.
Da der nächste Tag programmmäßig sehr anstrengend würde, beendeten wir ihn gemäß dem Sprichwort "wenn es am Schönsten ist soll man aufhören" und fuhren bald wieder heim.
weiter