40 Jahre Städtepartnerschaft Clermont-Ferrand und Regensburg

und die Französisch-Arbeitsgemeinschaft ist dabei!

Erlebnisbericht von A. Wills, Rektorin der HHGS
Fotografische Unterstützung durch Schulfoto Robert Fuchs

Am 18.Mai 2009 sollte das große Städtepartnerschaftsfest zwischen Clermont-Ferrand und Regensburg im Alten Reichsaal stattfinden. Als die Schulleitung das Einladungsschreiben von der Stadt Regensburg bekam, war sie sehr erfreut, denn sie hatte ja schon vor zehn Jahren das 30jährige Jubiläum mitfeiern dürfen. Aufführung des Theaterstückes "1+1=?" im Alten Reichtagssaal. Jedoch war sogleich der nächste Gedanke, dass sicherlich die Anfrage käme, ob man eventuell etwas mit den Französisch lernenden Grundschülern dazu beitragen könnte?! Und prompt kam auch schon am nächsten Tag der Anruf. Nun ja, in fünf Wochen etwas auf die Beine zu stellen würde nicht einfach sein. Aber "Französisch als einzige Grundschule" verpflichtet ja schließlich. Frau Wills sagte zu, bat sich aber aus, die Örtlichkeiten noch einmal genau vor Ort abchecken zu dürfen.

Rathausinspektion

Frau Zeidler von der Stadt Regensburg zeigte bei der genauen Inspektion der gegebenen Örtlichkeiten im Rathaus auch viel Geduld, als die Sitzbänke verschoben werden mussten, um Platz für die Theatervorstellung zu haben oder genau der Platz für die visuelle Mitschau erkundet wurde. Wir wollten nämlich ein kleines Stück mit bayerischem, regensburgerischem und französischem Touch aufführen.

Am Nachmittag setzte ich mich hin und schrieb in einem Rutsch meine Idee einer kleinen Stadtgeschichte nieder. Darin treffen sich Besucher aus der Stadt Clermont-Ferrand und Regensburger. Die einen sprechen Deutsch, die anderen Französisch und verstehen sich sogar. Die Regensburger Grundschüler erklären den Staunenden, dass in ihrer Schule Französisch unterrichtet wird. Als die aber erfahren, dass den HHGS'lern Clermont-Ferrand unbekannt ist, entschließen sie sich ihre Stadt den Deutschen vorzustellen. Dabei werden sie laufend unterbrochen, dass auch in Regensburg ähnliche Sehenswürdigkeiten vorhanden sind. Am Ende der gegenseitigen Städtevorstellungen, untermalt von typischen Fotos der erwähnten Gebäude auf der Leinwand, sind sich bald beide Gruppen freundschaftlich zugetan.

Nach der Fertigstellung des Drehbuches begann in der Französisch- Ag die Zeit des Übens. Der deutschsprachige Text war problemlos. Aber der in Französisch geschriebene Dialog erforderte mehr Übungsstunden als wir AG-Stunden bis zur Aufführung hatten. Jedoch meine Künstler nahmen das locker hin, denn die Stunden, die wir jetzt an mehreren Nachmittagen in der Schule verbrachten, die wurden auf die Unterrichtsstunden der Monate Juni und Juli angerechnet. Mehrarbeit sollte bei aller Liebe zu Französisch nicht sein! Die Hauptprobe im Reichsaal fiel aus terminlichen Gründen aus. Aber das machte uns allen nichts, denn wir sagten uns: "Eine ausgefallene Hauptprobe ist wie eine schlecht gelaufene Hauptprobe. Und das bringt uns sicherlich Glück!"

Am 18. Mai um 9.00 Uhr war die Regisseurin des Auftritts ohne die HHGS- Schüler schon um 9.00 Uhr im Reichssaal, vor dem Eintreffen der geladenen Gäste. Sie probierte nochmals mit ihrem Sohn ein paar wichtige Punkte aus: Stimmten die Sitzgelegenheiten für das Theaterspiel? War die Richtung der Leinwand zur Wiedergabe der einzelnen Städtefotos richtig platziert? Klappte die Übertragung vom Technischen her? Natürlich bestand keinerlei Grund zur Sorge. Dipl. Math. Arndt Wills, eingeteilt als Bild- und Tontechniker zu fungieren, hatte schon alles überprüft. Er meinte, dass für die Video - Mitshow alles prima vorbereitet wäre.

Wenzl als Franzose

Dann kam unser Musiker Herr Wenzl, ganz normal gekleidet. Nach langem Reden von Frau Wills ließ er sich überzeugen sich als Franzose zu verkleiden. Als er sich kurz danach präsentierte, begrüßte ihn sogar hoch erfreut der OB mit einem Kompliment. Endlich beruhigt begab sich Frau Wills nun auf ihren zugewiesenen Platz in der ersten Reihe, neben dem Stellvertreter des französischen Konsulats. Endlich war es soweit! Die Jubiläumsfeier begann.

Musikalisch wurde das Jubiläumsfest von Pierre Courthiade, Dozent und Pianist am Konservatorium Chabrier in Clermont-Ferrand mit einem virtuosen, schnellen Musikstück eröffnet. Den ihm zugedachten Beifall nahm er glücklich lächelnd auf.

Flügel Applaus

Danach ergriff der Oberbürgermeister Hans Schaidinger das Wort Er begrüßte die rund 60 Gäste aus der französischen Partnerstadt und hieß seinen Amtskollegen Serge Godard herzlich willkommen bei dem Jubiläumsfestakt im Historischen Rathaussaal. Er unterstrich vor allem die lang anhaltende sowie lebendige Freundschaft zwischen beiden Städten und betonte, dass dies nicht als selbstverständlich gelten dürfe. Diese Partnerschaft müsse gehegt und gepflegt werden, um ein solch enge und vertrauensvolle Beziehung, wie sie jetzt besteht, hervorzubringen und auch zu erhalten. Nach dieser langen Rede, die Ilse Arnauld des Lions eifrig übersetzte, überreichte er Serge Godard ein Geschenk, das dieser freudig entgegen nahm.

Rede OB  Dolmetscherin  Geschenk
Bei der Jubiläumsrede des OB's wird eifrig gedolmetscht und ein Geschenk ausgetauscht

Nach einem erneuten, brillant vorgespielten Flügelsolo, ergriff der stellvertretende französische Generalkonsul Guillaume de Kerdrel das Wort und unterstrich besonders den positiven und zahlreichen Austausch zwischen Bürgern und Schülern aller Sparten mit Frankreich.

Danach setzte der Vertreter der Stadt Clermont-Ferrand, Oberbürgermeister Serge Godard die Redefolgen fort. Seine Worte wurden von Gala Renaud übersetzt. Gegen Ende seiner Rede erhielt auch sein Amtskollege ein Geschenk.

Rede Godard  Geschenk
Serge Godard bei seiner Rede und Übergabe seines Geschenkes an Hans Schaidinger

Es folgte noch die Präsentation der Deutsch-Französischen Jugendarbeit Wenn sie auch interessant war, Frau Wills konnte sich einfach nicht gut auf Zuhören konzentrieren. Laufend musste sie an ihre inzwischen seit einer Stunde auf den Auftritt wartenden Schüler denken. Würde sich das lange Warten eventuell auswirken auf ihre Sprachkenntnisse? Würden sie - ebenso wie ich- von Minute zu Minute wegen des langen Wartens nervöser werden und vor lauter Lampenfieber alle Anweisungen vergessen?

Wie ich später erfuhr, hatte Herr Wills im Hinterstübchen des Rathauses alles im Griff. Die angehenden Schauspieler erzählten mir später, dass sie zuerst - als sie noch keine Ahnung von der langen Wartezeit hatten -aus Spaß- Ballett getanzt hätten.

Ballet Ballet

Danach hätten sie sich mit Witzen bei Laune gehalten, wobei jeder was zum Besten gab. Auch Herr Wills!

Schauspieler
Oh, diese Reden
Witz
Ein Witz gefällig?
Hurra!
Wir werden abgeholt!

Im Festsaal kam endlich der musikalische Teil, der Wills Junior veranlasste sich schnellstens an seinen technischen Handlungsort zu begeben. Gleichzeitig ergriff Polizeihauptmeister Wenzl seine Ziehharmonika und begab sich zu seiner französischen Gruppe. Auch Frau Wills, als bayerische Französischlehrerin eingesetzt, schlich schnell davon, um ihre deutsche Truppe zum Einmarsch zu formieren.

Klavieruntermalung Arndt eilt

Es dauerte nicht mal fünf Minuten und die Tür zum Historischen Reichsaal öffnete sich: Die bayerische Gruppe zog "Un kilomètre à pieds, ca use, ca use..." singend ein.

Einmarsch
Das Publikum schaut erstaunt zum Eingang

Beim dritten Kilometer ging es dann schon nicht mehr so forsch im Schritt und das Tempo wurde (absichtlich) schleppender.

Un kilomètre à pieds Marsch

Endlich an ihrem vorgesehenem Bühnenplatz angekommen, folgte - nach inzwischen vier zurück gelegten Kilometern Marsch - noch langsamer die französische Gruppe. Den fünften bzw. sechsten Kilometer bis zur Bühne erreichten sie singend nur noch mit Müh und Not.

Franzosen  Franzosen
nach dem fünften Kilometer wird das Marschieren schwierig...
Bühne
Endlich auf der Bühne! Das Theaterstück kann beginnen.
Schauspieler  Wills
Die Schauspieler in "Äktschon"

Die HHGS'ler Schauspielerten bravourös , selbst ihre Lehrerin wurde nicht verschont und mit ins Theaterstück einbezogen. Aber was tut man nicht alles, um den Franzosen unsere Regensburger Stadt anzupreisen?!

Die Franzosen aus Clermont-Ferrand reagierten entsetzt, als die Bayern ihnen verkündeten, dass sie CF nicht kennen würden. Das glaubten sie fast nicht und gaben deshalb auch ihr Bestes, um uns ihre Stadt anzupreisen.. Sie alle machten es so gut, dass die Souffleuse im Hintergrund völlig überflüssig war! Aber sicher ist sicher, denn auch der geübteste Schauspieler könnte einen Blackout haben, besonders wenn er nicht in der Muttersprache spricht.

Cathédrale
C'est la Cathédrale de Clermont-Ferrand.
Souffleuse
Die überflüssige Souffleuse

Selbstverständlich durfte bei diesem Theaterstück eine tänzerische Einlage nicht fehlen. Stadtrat Tahedl, der aus terminlichen Gründen uns nicht zum bayerischen Tanz aufspielen konnte, wurde stark von seinem Schwager vertreten, der auch Akkordeon spielen konnte. Er hatte noch sehr, sehr kurzfristig am Abend vorher diese Musikstücke unter Anleitung unseres Tanzlehrers Herrn Tahedl eingeübt. Und so konnten unter seiner musikalischen Führung die Regensburger den Franzosen beibringen, was ein bayerischer Tanz ist.

Tanz
Die Franzosen und die Bayern beim Tanz von "1,2,3,4,5,6,7, wo ist denn der Hans geblieben..." und "Hans bleib da..."

Als dann im Theaterstück nach ca. einer halben Stunde Schauspielerei endlich der letzte und wichtigste Satz des gesamten Theaterstückes fiel, ertönte wirklich tosender und lang anhaltender Beifall für die tolle Schülerleistung und die Meinung der schauspieler:

"Le jumelage entre Clermont-Ferrand et Regensburg existe, car les deux villes se ressemblent. Das musste eine 40jährige Städtefreundschaft werden !"

Verneigung
Die Schauspieler bedanken sich für den Applaus

Auch Frau Wills war sehr stolz auf ihre Truppe. Die hatte keinen einzigen Fehler gemacht und unsere Schule würdig vertreten. Außerdem freute sie sich jedem Schauspieler später als Erinnerungsandenken im Auftrag der Stadt Regensburg eine Porzellanmedaille geben zu dürfen.

Medaille hinten  Medaille vorne
40 Jahre Partnerschaft Regensburg Clermont-Ferrand 1968 - 2009

Als die Rektorin nun glaubte, dass alles vorbei wäre, trat Oberbürgermeister Schaidinger noch ans Rednerpult und bedankte sich bei den Kindern herzlichst für ihren tollen Auftritt und ihre ausgezeichneten Sprachkenntnisse.

Blumenstrauß OB übergibt Urkunde

Dann überreichte er einer sehr überraschten Rektorin einen wunderschönen Blumenstrauß sowie eine Mappe der Stadt Regensburg. Darin lag ein Schreiben, nämlich der Städtepartnerschaftspreis, welcher gemäß Beschluss des Stadtrates vom 27.April 2009 in Anerkennung und Würdigung ihrer Verdienste um die Städtepartnerschaften Frau Wills offiziell verliehen wurde. Der Oberbürgermeister fügte noch hinzu, dass dieser Preis nur alle 2 Jahre übergeben würde und seit 1998 nur 10 Personen damit geehrt worden wären. Er fügte noch hinzu: "Wer Sie kennt, der weiß, dass Ihnen die Städtepartnerschaft eine persönliche Herzensangelegenheit ist".

Buch  Medaille  Urkunde
Die Urkunde mit der damit verliehen Städtepartnerschaftsmedaille

Die Rektorin fühlte sich sehr geehrt und bedankte sich selbstverständlich für Urkunde und Medaille mit einer kurzen Rede par la main.

Nach diesem Jubiläumsfestakt durften die kleinen Schauspieler zusammen mit den anderen geladenen Gästen an dem - wie wir nachher einstimmig feststellten - ausgezeichneten Empfangsessen teilnehmen. Die Kinder bekamen ein wenig ein anderes Essen als die Erwachsenen und ließen sich die Pommes und Hähnchenstückchen sehr schmecken. Als dann noch als Nachspeise ein Eis von der Stadt spendiert wurde, waren sie sehr zufrieden. Als Andenken schenkte man ihnen ein extra für diesen Tag angefertigtes Porzellanbild, das sie dann stolz ihren Eltern zeigen konnten, als der Festtag für sie vorbei war.

Aber auch den Erwachsenen wurde ein köstliches Essen in drei Gängen serviert, das auch den französischen Gästen ausgezeichnet schmeckte. Man unterhielt sich in den zwei Sprachen oder machte sich mit viel Pantomime oder Gesten verständlich.

Aulagner

Frau Wills hatte besonderes Glück, da der Rektor der neuen Partnerschule Jean-Jaurès in Clermont-Ferrand, Monsieur le Directeur Jean-Claude Aulagner auch von der Stadt zu diesem Jubiläumsfest eingeladen worden war. Somit konnten wir schon den nächsten Schüleraustausch - der in 3 Wochen stattfinden sollte - bis ins Kleinste persönlich besprechen.

Schade, dass so ein schöner Tag so schnell zu Ende geht. Aber wir hatten ja noch Gelegenheit mit den französischen Gästen (von denen ich natürlich sehr viele kannte durch mehrere Schüleraustausche seit 1999) noch am Tag vor ihrer Abfahrt ein Konzert besuchen zu dürfen. Auch musikbegeisterte Schüler der HHGS hatten die Möglichkeit mit ihren Eltern das gemeinsame Konzert des Orchestre de Chambre Universitaire zusammen mit dem Symphonieorchester der Universität Regensburg anhören zu können.

Orchester Orchester
Orchester

Einhellige Meinung von allen Konzertbesuchern: Ein wunderbarer und würdiger Ausklang der gesamten Feierlichkeiten beider Städte anlässlich ihres 40jährigen Jubiläums.

Stand: 02.01.2011 22:00
HHGS
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