Mit Feuereifer bei der Brandbekämpfung

Schüler der Hans-Herrmann-Schule probten den Ernstfall /
"Wenn es brennt, ist es oft zu spät"

Thomas Walther
Thomas Walter zeigt, wie es geht, auch wenn die Kinder zunächst ein flaues Gefühl verspüren (Fotos: Scherrer)

Von Hans Scherrer, MZ

Reinhausen. Was tun, wenn's brennt? Unter diesem Motto stand die Aktion "Feuer löschen" der Versicherungskammer Bayern, die in der vergangenen Woche fünf Tage lang mit ihren Brandlöschcontainer im Pausenhof der Hans-Herrmann-Hauptschule war. Das Ziel: Aufklären über Brandverhütung und Brandbekämpfung. Und sowohl die Schüler wie auch die Lehrer waren mit Feuereifer bei der Sache.

Wie verhält man sich, wenn ein Brand in der Küche ausbricht? Oder wenn im Klassenzimmer der Papierkorb brennt? Welche Löschmittel benutzt man in welchen Situationen? Wie lautet der Notruf der Feuerwehr? "Das alles müsst ihr vorher wissen, sagte Brandexperte Thomas Walther, der eine Woche lang mit den Schülern übte. Denn: "Wenn es brennt ist es oft schon zu spät!"

Weil gute Ratschläge allein noch nicht helfen, muss der Ernstfall geprobt werden. Und was man da (fast) alles falsch machen kann, wurde im praktischen Unterricht überdeutlich. "Also der macht das wahnsinnig toll", schwärmte Hauptschuldirektor Werner Gratzer am Freitag über den Feuerexperten Walther, "ich habe das jetzt eine Woche lang mitverfolgen können". Mitmachen durften übrigens auch die Grundschüler sowie die Buben und Mädchen des Sonderpädagogischen Förderzentrums.

Stichflamme
Das richtet nur eine Tasse Wasser in einen brennendem Kochtopf an: Zuerst gibt es eine riesige Stichflamme und dann rund 400 Liter Heißdampf.

"Ein Feuerlöscher kann oft zum Lebensretter werden oder Schäden vermeiden", erklärte Walther den Kindern. "Wichtig ist aber, dass er auch richtig eingesetzt wird". Es wäre der reine Wahnsinn, mit der Wasserspritze einen Elektrobrand löschen zu wollen.

Um die Brandsituationen so echt wie möglich darstellen zu können, enthält der Feuerlöschcontainer u.a. eine Küchenkulisse mit Feuertrainer; ebenso können Implosion und Brand eines Fernsehgerätes/ Computermonitors dargestellt werden, der Brand eines Papierkorbes oder die Explosion einer Spraydose.

Zunächst durften die Kinder (und Lehrer) den Einsatz eines Kohlendioxyd-Druckfeuerlöschers am Beispiel eines Monitorbrandes proben. Die ersten versuche liefen noch etwas verkrampft ab, dann aber wurden die Schüler immer lockerer. Es machte sichtlich Spaß, dabei eine riesige Staubwolke zu erzeugen.

Nicht minder aufregend stellte sich das Löschen eines brennenden Papierkorbes dar. Hier, betonte Thomas Walther, ist es sinnvoll, gemeinsam vorzugehen. Dabei ist es allerdings wichtig sich klar abzusprechen, damit kein planloses Durcheinander entsteht. Der Einsatz von Wasser spritze und Schaumlöscher war dann für manchen allzu verlockend, Schabernack zu treiben.

Erfahrung: Angst abbauen

Koordination
Wichtig: Gemeinsames und koordiniertes Vorgehen

Beeindruckt waren die Kinder schon, als ihnen Thomas Walther die Explosion einer Spraydose vorführte. Hier ging es nicht so sehr um die Brandbekämpfung, sondern eher darum, wie man solche Vorfälle vermeidet. Also: Dose nicht in die Sonne stellen oder auf die Heizung legen. Und: Auch im Auto ist's gefährlich, kann hier die Innentemperatur auf 80 Grad steigen. "Wie es nach einer Explosion im Fahrzeugraum aussieht, könnt ihr euch ja vorstellen", sagte Walther, nachdem er eine Dose zur Detonation gebracht hatte.

700 Menschen kommen in Deutschland jährlich bei Bränden ums Leben, davon 95 Prozent durch Rauchvergiftung, klärte Walther auf. Und viele Brände brechen in der Küche aus, wenn Fett oder Speiseöl in Brand geraten. Was Walther dann vorführte, ließ auch die Vorlauteren unter den Buben leise werden. Denn das Verheerendste, was man tun könne, wäre, das Feuer mit Wasser löschen zu wollen. Mit einem Spezialanzug geschützt zeigte der Experte, was passiert, wenn man auch nur eine Tasse Wasser in einen brennenden Kochtopf gießt: Das Ergebnis war eine immense Dampfwolke. Oder in Zahlen ausgedrückt : Eine Tasse Wasser erzeugt 400 Liter (zwei Badewannen voll) Heißdampf! Das überlebt kein Mensch.

"Angst abzubauen war eine der wichtigsten Erfahrungen in dieser Woche", fasste Gerhard Minderlein, Fachlehrer für Sicherheit und Verkehrserziehung, das Ergebnis dieses außergewöhnlichen Klassenzimmers zusammen. Und: "Es wäre gut, wenn öfters Fachleute von außen kämen und mit ihrer Fachautorität den Unterricht bereichern würden. Denn die können den Unterrichtsstoff in einer Form vermitteln, wie wir das als Lehrer nicht leisten können."

Quelle: MZ, 03.05.2005
Stand: 01.01.2011 22:00
HHGS
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