"Vor Aufregung konnte ich gar nicht einschlafen"

Christinas erster Schultag: Schreiben, rechnen und basteln sind kein Problem, nur lesen kann sie "noch nicht ganz"

Von Agnes Durzinsky, MZ

Banknachbarin
Christina (rechts) hat gleich eine Banknachbarin gefunden. (Foto: Nübler)

REGENSBURG. Besonders aufs Lesen freut sich die kleine Christina (*), für die der Ernst des Lebens gestern angefangen hat. Trotz der PCB-bedingten Schulschließungen gab es gestern tatsächlich auch ganz normale, ungetrübte Schulanfänge. Mit 24 weiteren Abc-Schützen zusammen bestritt Christina ihren ersten Schultag in der Hans-Herrmann-Schule. Große Aufregung ist in den kleinen Gesichtern zu sehen. Wer weiß denn schon, ob die Lehrerin nett ist und die Banknachbarn gute Freunde werden? Dann auch noch die schwere Schultasche und die manchmal überlebensgroße Schultüte. So ein Erstklässler hat es eben nicht leicht. Darum zeigten die Zweitklässler den Neuen mit einem kleinen Willkommensbrief, dass Schule gar nicht so schlimm ist.

Erster Schultag, das heißt: Endlich zu den Großen zu gehören und nicht mehr als "Kindergartenbaby" zu gelten. Außerdem wird man jetzt auch so schlau wie die Mama und der Papa. Wie kann man es also verdenken, wenn die kleine Christina vor lauter Aufregung vor dem großen Tag gar nicht mehr einschlafen kann?

Die Schule selber hat sich das Mädchen natürlich schon angeschaut. "Besonders das Klassenzimmer war schön", meint sie. Etwas unschlüssig ist sie sich noch, was die Hausaufgaben betrifft. "Manche Kinder finden die blöd. Aber ein paar Freundinnen von mir aus der Zweiten haben gesagt, dass am Anfang alles ganz toll ist." Auf nette Lehrer hofft Christina natürlich auch. Eigentlich bräuchte sie ja gar nicht mehr in die Schule gehen. Schreiben und rechnen - bis hundert - kann sie schon. Nur beim Lesen hapert es noch ein bisschen. "Das kann ich noch nicht ganz", meint der kleine Blondschopf. "Christina liebt Bücher über alles", meint ihre Mutter. Darum stapeln sich in ihrem Zimmer Kinderbücher. Da ist es ganz klar, dass Christina sich besonders darauf freut, die Geschichten von Tabaluga und Pippi Langstrumpf selber lesen zu können.

Am Schreibtisch
Stolz zeigt Christina ihren Schreibtisch. (Foto: Durzinsky)

In ihrer Freizeit haben, neben ihren Büchern, Singen, Basteln, Taekwondo und Schwimmen Priorität. "Da wird die Schule auch nichts daran ändern können", meinen Mutter und Tochter gemeinsam. Ein weiteres Hobby von Christina ist: "Freunde kennen lernen". Darum hofft sie, dass ihre zukünftigen Klassenkameraden nett sind und sie schnell Freunde findet. "Ein paar Erstklässler kenne ich schon aus dem Kindergarten", sagt Christina grinsend. Neuerdings nimmt sie auch Flötenunterricht, "dann kennt sie sich in der Schule schon mal mit den Noten aus", so Christinas Mutter. Die Kleine ist also bestens vorbereitet.

Natürlich war Christinas Mutter auch ziemlich gespannt auf den großen Tag ihrer Tochter. "Es ist für uns alle eine Umstellung. Unser Tag wird jetzt viel durchgeplanter sein müssen." Christinas Schulanfang war auch eine finanzielle Belastung. Mit rund 250 Mark für Schulranzen, Federmäppchen, Malstifte in zwei Längen und diverse Ordner muss man als Eltern eines Abc-Schützen schon rechnen. "Hundert Mark extra werden wohl noch für die Schreibbücher draufgehen", meint Christinas Mutter. Turnzeug wäre - in der Billig-Variante - auch um die 50 Mark teuer. "Der Schulweg ist Gott sei sehr kurz und Christina kann allein hinradeln", sieht ihre Mutter als Vorteil. Die Kleine fährt natürlich schon "ohne Stützen", denn "da lachen ja die Hühner, wenn ich mit Stützen in die Schule fahre", erklärt sie.

Nach der Schule will Christina als Bücherschreiberin Karriere machen. "Ich schreib' Bücher und die Mama liest sie dann", erzählt sie strahlend. Jetzt freue sie sich aber erst einmal auf ihre riesige Pippi-Langstrumpf-Schultüte, die sie in der Klasse aufmachen darf.

Quelle: MZ, 12.09.2001
(*) Auf Wunsch der Mutter wurde der Name der Schülerin geändert.
Stand: 01.01.2011 22:00
HHGS
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