Nach "Rauswurf" im Posthof: Asyl für Mauersegler in Mälze

BN-Kinder bastelten Nistkästen / Rufe vom Band locken die Vögel an

Von Heinz Klein, MZ

Montage
BN-Kreisgeschäftsführerin Tina Dorner und der BN-Vogel- und Fledermausexperte Egbert Schelbert montieren auf der Mälze Mauerseglerkästen. (Foto: Kober)

REGENSBURG. Die Mauersegler dankten es ihren Freunden sofort: Kaum hatten Egbert Schelbert und Tina Dorner vom Bund Naturschutz oben auf dem Dach der Mälze zehn Nistkästen montiert, kamen die pfeilschnellen Flieger schon neugierig im Tiefflug angesegelt. Da strahlten die Gesichter der Naturschützer.

Ihre Aktion soll die akute Wohnungsnot der Mauersegler lindern, denn die Kolonie am Galgenberg ist heimatlos geworden. Viele Jahre hatte die eleganten Flieger im Posthof gebrütet, doch nach der Renovierung war dort kein Platz mehr für sie. Der Investor des 40-Millionen-Mark-Projekts hatte sich auch auf Bitten der Naturschützer nicht erweichen lassen, den Mauerseglern Unterschlupf zu gewähren oder Nistkästen anzubringen.

Nun halfen in einer Gemeinschaftsaktion viele Hände zusammen. Die BN- Kindergruppe Alteglofsheim bastelte zehn Mauerseglerkästen. 28 weitere (sie werden die nächsten Tage montiert) stellt zum Nulltarif die Schreinerei Biber zur Verfügung. Die Fürstliche TT-Immobilienverwaltung erklärte sich sofort bereit, den Luftikussen, in der Alten Mälze Asyl zu gewähren. Und "Hausherr" Joachim Wolbergs hieß die neuen Untermieter willkommen; "Mich freut's, wenn das vielfältige Musikprogramm der Mälze nun auch Mauerseglerrufe einschließt."

Klasse
Arlet Wills mit ihrer Schulklasse.

Die Montagearbeiten in luftiger Höhe wurden am Boden von einer schar von Mauerseglerspezialisten aufmerksam verfolgt: von Arlet Wills, der kommissarischen Leiterin der Hans-Herrmann-Grundschule, und ihrer Klasse. Sie alle haben mit fleißiger Bastelarbeit ihre Schule nach der Renovierung in eine Mauerseglerhochburg verwandelt, was die Stadt mit dem Umweltpreis belohnte. Auch für die Tiere am Galgenberg hatten sich die jungen Naturschützer eingesetzt.

Seit Anfang Mai sind die Langstreckenzieher wieder aus Afrika zurück und such verzweifelt nach Nistgelegenheiten. Um sie auf die neuen Brutkästen aufmerksam zu machen, installierte der Vogel- und Fledermausexperte Egbert Schelbert am Dach der Mälze Lautsprecher, aus denen das schrille "srie-srie" der Mauersegler nun vom Band ertönt. Die Tiere reagierten sofort darauf.

Auch Anwohner am Galgenberg will Egbert Schelbert zum Anbringen von Nistkästen ermuntern (Infos unter Tel. 97 607). "Mauersegler verschmutzen Fassaden nicht" baut der Tierschützer Ängsten vor. Die bis zu 150 Stundenkilometer schnellen Flieger leben ohnehin fast ausschließlich in der Lift, wo sie im Segelflug auch ihren Nachtschlummer halten. Nur fürs Brüten brauchen sie ein paar Mauerschlitze und die Akzeptanz der Besitzer dieser Mauern.

Quelle: MZ, 01.06.2001
Stand: 01.01.2011 22:00
HHGS
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