2. Unterrichtsgang: Naturerlebnistag, 26.10.05

Die Feuertaufe des ersten Unterrichtsganges mit den beiden ersten Klassen wurde mit Bravour bestanden und somit stand einem baldigen zweiten nichts im Wege.

Der Herbst lockt mit seiner bunten Blätterpracht und seinen üppigen Früchten und was liegt somit näher als ein Draußentag in der Natur. Wir wollen natürlich erstmal den Nahbereich nutzen und steuern deswegen den Aberdeen-Park am Sallerner Berg an, der zu Fuß sehr gut zu erreichen ist und nur eine einzige etwas pikante Straßenüberquerung birgt.

Doch die Kinder der 1a und 1b meistern die Schwierigkeit folgsam und kooperativ. Mit von der Partie ist diesmal, neben den Klassenlehrerinnen, Frau Högel, die dafür nicht nur ihre Stunden opfert, sondern gleich noch zwei zusätzliche anhängt. Wir waren sehr dankbar dafür, denn manchmal gehen einem schon die Hände, Augen und Ohren aus und jedes zusätzlich Paar schafft eine enorme Erleichterung.

Jetzt brauchen wir nur noch Glück mit dem Wetter, denn der nahende November kündigte sich schon sehr überzeugend mit trüben Himmel, unvorhergesehenem Nieselregen und kalten Windböen beizeiten an.

Beutel

Wieder gutgelaunt, (meist) passend eingekleidet und mit dem Rucksack auf dem Rücken marschierten wir in nur kurzer Zeit zum Park. Die Kinder bekamen gleich den Auftrag gut den Boden mit den Augen abzusuchen und wenn sie schön geformte Blätter in allen Farben, Früchte, Federn oder ähnliches fänden, sie aufzuheben und in der mitgebrachten Plastiktüte zu verwahren. Gesagt, getan und schon hörte man es überall lauthals über gefundene Schätze jubeln.

Nach solch konzentrierter Arbeit brauchte es erstmal ein wildes Bewegungsspiel quer durch die Bäume hindurch und wir Lehrerinnen hatten die Aufgabe, die Kontrolle darüber nicht zu verlieren.
Und siehe da: Bis auf zwei kleinere Schrammen blieben alle heil und nur etwas außer Atem. Doch das war schließlich unsere Absicht.

Als erstes musste nun der Platz mit all seinen Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Wurzeln begrüßt werden und die Kinder hatten den Auftrag der Natur respektvoll hallo zu sagen, genau so wie man es eben macht, wenn man zu jemandem zu Besuch kommt.

Anschließend teilten wir die beiden Klassen in drei Gruppen und begannen unsere Wahrnehmungsspiele. Eine Gruppe formierte sich in einer Reihe und bis auf den ersten legte jedes Kind seinem Vordermann eine Hand auf die Schulter. In der anderen hielt nun jeder einen kleinen Handspiegel direkt über die Nasenspitze, so dass die Spiegeloberfläche den Augen nur die Baumwipfel und den Himmel zeigte.

Eine Lehrerin führte nun die Gruppe langsam kreuz und quer durch die Bäume und Sträucher hindurch und die Kinder hatten durch Spiegel vor ihren Augen den Eindruck, dass sie mitten durch Baumwipfel hindurch oder am Himmel entlang marschieren würden.

Welch ein Staunen über diese eigenartige Wahrnehmung gab es und welch Konzentration erforderte das Ganze auch, denn die Kinder konnten ja nicht auf ihre Füße blicken und sehen, wohin sie gingen. Deswegen muss der Leiter der Gruppe auch äußerst langsam und bedächtig gehen, denn sonst gibt es ein arges Gestolper.

Zum Schluss teilte sich die Schlange und immer zwei gingen nun miteinander, wobei einer führte und einer geführt wurde. Dies lief nun schon etwas sorgloser ab.

Eine zweite Gruppe wurde als blinde Karawane quer durch den Park geführt. Jedes Kind besaß eine Augenbinde und alle zusammen gingen ebenso als Schlange blind hintereinander. Wieder wurde die Gruppe von einer Lehrerin angeführt und langsam arbeitete sich die Gruppe diesmal ganz bewusst über Wurzeln, Steine und durch Büsche und überhängende Äste hindurch. Ziel war die Wahrnehmung zu schärfen und zu erkennen, wie vielgestaltig der Boden ist.

Die dritte Gruppe arrangierte sich in einem großen Kreis um ein Kind herum, das sogenannte Reh, das dort mit verbundenen Augen saß. Alle anderen waren die Füchse, die das "arme" Reh jagen wollten. Die Lehrerin wählte ein Kind aus und dieses schlich sich so leise als möglich an das Kind in der Mitte heran. Wenn das Reh den Jäger hören konnte, musste es unmittelbar in dessen Richtung zeigen. Der Fuchs war somit ertappt und musste wieder zu seinem Platz zurückgehen. Nun wurde ein neuer Fuchs bestimmt. Schaffte der es nun sich anzuschleichen ohne gehört zu werden, so wurde der Fuchs zum Reh und durfte in der Mitte auf Lauschposition gehen.

Brotzeit

Die Kinder spielten mit Feuereifer mit und man konnte gut erkennen, wer so vorsichtig schlich, dass er nicht gehört wurde. Einige Rehe wurden dabei sehr schnell erwischt, aber einige bewiesen ein solch erstaunlich feines Gehör, dass es schon sehr, sehr viele Jäger brauchte, um dieses Reh zu "erlegen". Ziel war auch hier wieder die Wahrnehmung zu schulen und zu erkennen, welche Techniken Jäger und Gejagte in der freien Natur anwandten.

Natürlich machten wir auch eine ausführliche Brotzeit, die bei so viel frischer Luft ganz besonders gut schmeckte. Zwischendurch gingen die Kinder auch mit den mitgebrachten Lupen los und begutachteten Blätter, Äste, Zweige, Steine und was sie sonst noch alles so fanden.

Als Hausaufgabe sollten die Schüler mit den gesammelten Fundstücken aus der Natur eine Collage erstellen und als Ergebnis hatten wir Wiesenbilder mit gemalten Vögeln, deren Gefieder echte Federn zierte, Waldgnome aus bunten Blättern, Bäume mit echten Rinden oder Früchten und vieles, vieles mehr.

Und Glück hatten wir auch mit dem Wetter. Na, wenn Engel reisen, kann man da nur sagen.

Stand: 02.01.2011 22:00
HHGS
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