3.Unterrichtsgang zum Kunstkaufhaus Regensburg, 22.11.05

Vor zwei Jahren eröffneten Regensburger Künstler zum ersten Mal eine große Galerie für das breite Publikum. Natürlich waren die Werke auch zu kaufen, aber das Ganze war einfach auch nur zum Schauen und zur Begegnungsstätte für den Kunstlaien gedacht. Am Donaumarkt wurde damals in einem alten Gebäude auf zwei Ebenen Kunst zum Erleben angeboten. Man sah nicht nur Gemälde, sondern auch Fotos, Skulpturen, Collagen und vieles andere mehr. Zudem konnte man mit Künstlern direkt ins Gespräch treten und sie zu ihrer Arbeit befragen.

Die Resonanz war riesig und so eröffneten die Künstler dieses Jahr zum zweiten Mal ihre Pforten, diesmal im ehemaligen Hugendubel-Haus. Wie schon vor zwei Jahren wurden auch diesmal spezielle Kurse für Schulklassen jeglicher Jahrgangsstufe angeboten. Von Künstlern höchstselbst konnte man kreative Arrangements mit unterschiedlichen Materialien kennen lernen, mit unterschiedlichen Farbqualitäten arbeiten, also mit Kreide, Aquarell, Öl oder anderem, oder erstmal einen Malgrundkurs absolvieren, wo man großflächig ausschließlich mit den Grundfarben Rot, Gelb, Blau in Pastell experimentieren und das Mischen lernen konnte.

Genau für diesen Kurs, jeweils an zwei aufeinander folgenden Dienstagen, hatten wir Erstklasslehrerinnen uns entschieden, da Kinder in der ersten Klasse oft noch wenig Erfahrung mit dem Mischen von Farben haben und in der Regel nur die Malkastenfarben an sich, also so wie sie vorgegeben sind, verwenden.

Wieder begleitete uns eine engagierte Mutter, die, nun schon ganz erfahren, für die Kinder Kuchen zur Stärkung und für uns Erwachsene Kaffee in der Thermoskanne bereithielt. Auch die Kinder zeigten sich bereits als alte Hasen und fuhren vollkommen souverän und ohne allzu große Aufregung im Stadtbus. Nicht ohne Erstaunen erfuhr ich dabei als Lehrerin von einem meiner Erstklassschüler, dass neben der Rheinhausener Brücke die steinerne Statue des ersten Bischofs von Regensburg steht. Tja, man lernt eben nie aus.

Glücklicherweise waren wir zeitig unterwegs, denn ich hatte noch die ehemalige Lokalität am Donaumarkt abgespeichert, wohin wir uns als erstes wandten. Vor verschlossenen Toren verspeisten wir zunächst einmal unsere Brotzeit und machten uns anschließend auf den Weg zum gegenwärtigen Kunstkaufhaus. Genau pünktlich um 10.00 Uhr durchschritten wir dann die über und über mit Papierschnitzel beklebten Flügeltüren, wo wir schon mit leiser Aufregung erwartet wurden, denn wir waren heuer die allererste Schulklasse, die einen Kurs belegt hatte.

Fotograf

Und so stand neben den zwei Dozentinnen auch ein Fotograf parat, der die ganze Zeit Fotos über Fotos von uns schoss. Es dauerte eine Weile, bis alle Kinder ausgezogen und ihre Sachen adäquat verstaut hatten, denn in dieser Beziehung merkte man schon, dass wir die erste Gruppe in dieser Saison waren.

Die folgenden 45 Minuten wurden nun damit verbracht, den Kindern erst einmal die Kunst an sich etwas näher zu bringen und die Künstlerin stellte also die Frage, was Kunst überhaupt sei. Damit waren die Erstklässler zwar etwas überfordert, aber sie gaben sich wirklich reichlich Mühe, dem abstrakten Nachdenken über Kunst zu folgen. Auf die Frage, was denn dort an den Scheiben zu sehen sei, antwortete ein Mädchen daraufhin sehr sinnig, es sähe aus wie wenn man Plakate abgerissen, die Ecken aber nicht ganz vollständig entfernt hätte. Und genau so hätte auch ich es interpretiert.

Wir erfuhren daraufhin, dass eine andere Künstlerin sehr viel Zeit darauf verwendet hätte, diese Schnipsel genau so zu arrangieren, um die Leute auf der Straße angesichts dieses eigenartigen Anblicks neugierig auf das Kunstkaufhaus zu machen. Also wäre auch das Kunst.

Maschine Badehosen

Bei einer kleinen Führung durch ausgewählte Kunstobjekte hindurch, zu denen die Kinder ihre Interpretationen abgeben durften, sahen wir eigenartige Maschinen, die leuchteten oder sich drehten, Badehosen und Bikinis aus Draht, Berge von Melonen, die sich als angemalte Bälle herausstellten, Räume, die über und über mit angepinselten Fliesen ausgelegt waren, Gemälde, die eigentlich Fotos waren und Skulpturen, die aus allen möglichen Alltagsgegenständen hergestellt worden waren.

Schließlich befanden wir uns in zwei kleineren Räumen, die als Kinderatelier fungierten. Es war gar nicht so einfach, bis jeder auch genügend Platz fand, um sich kreativ entfalten zu können und die beiden Künstlerinnen, sowie die Mutter und ich hatten alle Hände voll zu tun. Einige Kinder entschieden sich zu zweit an einem Bild zu arbeiten, andere wollten nur für sich alleine zurückgezogen am Boden arbeiten.

Kinderatelier Farben

Als die Farben ausgegeben waren ging es endlich los. Die Kinder setzten den Hinweis, nicht so klein wie üblich, sondern ganz groß und ausladend zu malen, sofort um und in weiten Schwüngen fegten die Pinsel über die riesigen Plakate. Kaum ein Kind hatte dabei die Schwierigkeit, ein bildnerisches Thema für sich zu finden. Die Künstlerin stieß somit mit ihren gut gemeinten Tipps nahezu auf taube Ohren, denn die Kinder wussten auf Anhieb, was sie malen wollten.

Malen Malen

Allerdings dauerte es ein wenig, bis die Farben bunter wurden. Das Mischen fiel in der Tat nicht so leicht, doch nach einigen zaghaften Versuchen, wo noch sehr deutlich das ausgegebene Rot, Blau und Gelb durchscheinte, schillerten die Bilder ganz individuell in den buntesten Farben. Und die Kinder erfuhren dabei, welche Farben zu mischen seien, wenn man ein sattes Orange oder ein grün schimmerndes Blau bekommen möchte. Kein Bild ähnelte dem anderen und bald hörte man, dass ein zweites und drittes Blatt benötigt werde.

Nach einer Stunde wussten wir kaum noch, wo die Kunstwerke zum Trocknen auszulegen seien. Die meisten Kinder beendeten dann auch ganz von alleine ihr Schaffen und man merkte ihnen deutlich eine tiefe Befriedigung an. Für uns Erwachsene war es ebenso ein höchst befriedigender Anblick, die Kinder so vertieft ihre ganz persönliche kreative Ausdruckskraft entfalten zu sehen.

Kunstwerk Kunstwerk

Nach vielen herzlichen Dankeschöns, bei denen die doch gelinde überraschten Dozentinnen inniglich gedrückt und umarmt wurden, fuhren wir ohne weitere Zwischenfälle mit dem Bus wieder zügig zurück zur Schule. Und weil uns deswegen noch über dreißig Minuten bis zum Schulschluss blieben, machten wir noch einen Abstecher zum Spielplatz im Hans-Herrmann-Park, wo ausgelassen im Matsch getobt wurde.

Nun, nach diesem erlebnisreichen Tag für Kind und Klamotte, rentierte sich das Waschen nun wirklich.

Stand: 02.01.2011 22:00
HHGS
Valid HTML 4.01!   Valid CSS!