Kunstunterricht mal anders

Als ich nach längerer, krankheitsbedingter Abwesenheit den Kunstunterricht bei den Klassen 3a und 4b wieder aufnehmen konnte, fragte ich sie natürlich, was ihnen denn jetzt am meisten Spaß machen würde zu malen. Nach einer längeren Diskussion kamen wir darauf, dass wir vor meiner Abwesenheit Menschen im Schnee gemalt und bei meiner Krankheitsvertretung Tiere gezeichnet hatten. "Wie wäre es denn, wenn wir jetzt mal Pflanzen in Angriff nähmen?" schlug ich vor. Damit stieß ich nicht gerade auf Begeisterung. Als ich nachfragte, meinten meine jungen Künstler, dass das von der Form her sehr, sehr schwierig wäre. Und außerdem hätten sie schon genug Farbbilder produziert in diesem Jahr. Mein Vorschlag es dieses Mal mit einer ganz einfachen Arbeitstechnik zu versuchen, bei der man weder Farbe noch besondere Pflanzeneigenheiten beachten müsse, machte alle neugierig. Ich fügte aber hinzu: Einige Grundsätzlichkeiten müsste ich aber schon noch vorher mit ihnen besprechen. Deshalb legte ich den Kindern verschiedene schwarz- weiße Bilder vor und sie sollten sich dazu ihre Meinung äußern.

Ziel dieser Unterrichtseinheit bestand letztendlich darin neue Techniken kennen zu lernen und manche davon selbst auszuprobieren.

Der SCHERENSCHNITT

Tannenbaum
Tannenbaum
Schmetterling
Schmetterling
Weihnachtsbaum
Weihnachtsbaum
Eule
Eule

Faltscherenschnitt
Vorlage für Schmetterling

Hier konnte man verschiedene Scherenschnittarten der Künstlerin Beate Beck aus Rohr erkennen. Die Künstlerin selbst hatte mir erklärt, dass es dabei auf das Material, den Entwurf, das saubere Schneiden und Kleben ankäme. Das Scherenschnittpapier ist auf der einen Seite schwarz, auf der anderen weiß; letztere ist bei echtem Scherenschnittpapier mit einem feinen Klebstoff behaftet. Man muss zuerst den Entwurf mit einem Bleistift auf der weißen Seite vorzeichnen und dann mit einer feinen und spitzen Nagelschere vorsichtig ausschneiden. Dabei ist zu beachten, dass der Entwurf nach dem Ausschneiden seitenverkehrt ist! Man soll auch immer erst alle überflüssigen Papierteile grob wegschneiden, um dann ungehindert an die Feinarbeit gehen zu können. Erst kommen die "Innereien" dran, die man am besten mit einem feinen und sehr scharfen Messerchen ausschneiden sollte.

Beim Tannenbaumbeispiel schnitt die Künstlerin zuerst die groben äußeren Papierteile entfernt, dann wurde er gefaltet und letztendlich die Umrisse sauber ausgeschnitten. Nur so ist Symmetrie gewährleistet! Der Schmetterling wurde erst gefaltet, daraufhin alle Innereien vorsichtig herausgeschnitten und als letztes dann der Umriss, um auch einen symmetrischen Körperbau zu bekommen. Beim Weihnachtsbaum passte Frau Beck nur darauf auf das Innere präzise auszuschneiden und bei der Eule achtete sie vor allem auf die Umrisse.

Der LINOLSCHNITT

Viel Glück
Viel Glück
Altstadtstimmung
Altstadtstimmung
Der Optimist
Der Optimist
Mauersegler
Dreiplatten-Linolschnitt: Mauersegler über Regensburg
Am See
Am See (alle abgebildeten Schnitte von A. Wills)

Hier zeigte ich den Kindern meine Linolschnitte, die ich seit Jahrzehnten für verschiedene Anlässe anfertige.

Benötigt werden bei dieser Technik eine Linolplatte, eine spezielle Schneideplatte (um Verletzungen zu vermeiden), spezielle Schneidefedern, mit denen man all das herausschneidet, was man später nicht auf dem Bild mehr sehen will. Ich muss mir also darüber im Klaren sein, dass alles, was ich nicht herausschneide, sich später abdrucken wird, wenn man nach Fertigstellung des Schnittes die Platte mit Linoldruckfarbe einwalzt und dann auf ein Papier druckt. Beim Einsatz von verschiedenen Platten ist es auch möglich Farbdrucke herzustellen. Der Entwurf verlangt in jedem Fall klare und glatte Linien. Das Schwierige bei der Gestaltung besteht darin, dass man nichts wegschneiden darf, was eigentlich vom Entwurf stehen bleiben muss. Bei einem Versehen muss man eben den Schnitt noch einmal neu schneiden, es sei denn, man kann ein bisschen den Entwurf abändern. Ich gestand aber den Kindern ein, dass ich mich auch schon verschnitten hätte und somit von vorne anfangen musste.

Alle Kinder waren von der Vorstellung all dieser Techniken zwar beeindruckt, meinten jedoch gleich so etwas nicht fertig bringen zu können. Ich erklärte ihnen, dass das auch keiner verlangen würde, jedoch sollte man auch von dieser Technik etwas gehört haben. Ich gab ihnen Recht, dass ich im Laufe des Kunstunterrichtes immer wieder feststellen musste, dass der Linolschnitt nicht nur technisch schwierig sondern auch - trotz besonderer Schnittbretter- verletzungsgefährlich ist.

Der KLAPPSCHNITT

Klappschnitt
Klappschnitt
Pinguine
Pinguine

Der Klappschnitt, den ich meinen Schülern daraufhin vorstellte, ist sozusagen der "Vorbereiter" des Linolschnittes, aber viel, viel einfacher. Der Entwurf wird aus schwarzen und weißen Flächen sowie Linien aufgebaut. Man nimmt einen halb so großes Blatt Tonpapier wie das Blatt des Zeichenblockes. Dann malt man mit Bleistift den halben Baumumriss, schneidet die einzelnen Teile der Linie nach aus und klappt sie der Reihe nach um. Kein ausgeschnittenes Teil darf dabei verloren gehen Wichtig ist, dass man auch den Abstand von der gedachten Symmetrieachse (war gerade in Mathematik durchgenommen worden) beachtet und dementsprechend Platz beim Umklappen lässt. Erst wenn alles richtig platziert ist, klebt man die einzelnen Teile sauber fest.

Der SPALTSCHNITT

Spaltschnitt

Es gibt auch noch den Spaltschnitt. Sollten wir noch dazukommen vor Jahresende diese Schnittart zu realisieren, werden wir ein DIN A4 Tonpapierblatt nehmen, auf ein DIN A5 Tonpapierblatt in Komplementärfarbe eine Maske darauf malen, die einzelnen Konturen derselben ausschneiden und dann sämtliche Teile in einem voneinander ca. 2mm großen Abstand wieder auf das DIN A5Tonpapierblatt aufkleben. Wichtig ist bei dieser sehr schnell anzufertigenden Arbeit das Einhalten der Spaltbreite bei allen Einzelteilen sowie das richtige Anordnen aller Schnittteile.

Anmerkung: Wir kamen wegen der laufend hitzefreien Tage in diesem Sommer 2006 nicht mehr dazu auch dieses Thema noch zu behandeln. Wir werden es mit der kommenden 4a noch nacharbeiten und hinzufügen.

Unsere KUNSTERGEBNISSE

Nach diesen theoretischen Einführung verschiedener neuer Techniken entstanden innerhalb drei Unterrichtsstunden intensiver Unterrichtsarbeit beider Klassen sehr eindrucksvolle Bilder, auf die alle stolz waren. Es hatte bei allen - wie man sehen konnte- nicht nur die Fantasie angeregt. Beim Vergleich, der in den verschiedenen Klassen hergestellten schon fertigen Bilder, lernten sie in einer Diskussionsrunde alle voneinander fehlerhaftes Ausschneiden oder Kleben zu erkennen und dadurch beim eigenen Werk diese zu vermeiden. Und Spaß hatten diese Kunststunden auch noch gemacht, wie man an den schönen Ausstellungsstücken erahnen kann.

Ein Wunderbaum
Ein Wunderbaum (Ausführung Klasse 3a)
Schmetterling Schmetterling Schmetterling
Komplizierter Scheren-Faltschnitt, koloriert: Schmetterlinge fliegen durch die Schule
Pflanzen
Der erste Klappschnitt : Pflanze mit runden Blättern
(Besprechung und Ausführung Klassen 3a / 4b)
Masken
Ein komplizierterer Klappschnitt: Menschenmaske oder Tiermaske
(Besprechung und Ausführung:3a/4b)
Stand: 02.01.2011 22:00
HHGS
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