Die Traditionsgruppe besucht das Historische Museum |
In der HHGS gibt es eine Menge Kinder verschiedenster Nationen. Wir haben allgemein festgestellt, dass solch eine Konstellation sehr interessant ist, denn in jedem Land gibt es verschiedenes Essen, verschiedene Kleiderordnungen und verschiedene Gebräuche und Sitten.
Besonders in der Traditionsgruppe hat man Gelegenheit sich unbekanntes Brauchtum einander zu erzählen und näher zu bringen. Denn auch hier gilt: Was man kennen gelernt hat, das achtet man und akzeptiert es auch.
Dieses Jahr war widmeten wir uns der Tradition "Weihnachten". Zufällig bekam die AG-Leiterin von der Stadt Regensburg ein äußerst interessantes Angebot:
"Adventsführung für Grundschulklassen im Historischen Museum Regensburg"
mit dem Untertitel "Das Geheimnis von Weihnachten".
Auf diesem Einladungsblatt wird dem Leser klar gemacht, dass man gut zuhören und genau hinsehen muss, um dem Fest "Weihnachten" auf die Spur zu kommen. Und das wollte die Traditionsgruppe auch!
Kurz vor Weihnachten, am 18.Dezember traf sich alle an der Schule und fuhren dann mit dem Stadtbus zum Historischen Museum.
Dort versammelten wir uns unter dem großen Weihnachtsbaum und erwarteten - etwas ungeduldig - die Museumsführerin. Es dauerte nicht lange und das erste, was Frau Leipold uns fragte, war "ob wir denn wüssten, wo wir uns augenblicklich befänden". Diese Frage erstaunte uns. Denn jeder wusste natürlich, dass die Antwort "im Historisches Museum" heißen musste. Aber Frau Leipold war nicht ganz zufrieden mit dieser Antwort: "Was machen wir hier?" Während wir noch überlegten, erleichterte sie uns ein wenig die Sache und fuhr fort: "Was macht denn eure Mutti, wenn etwas alt ist?" Blitzschnell antwortete ein Schüler "wegwerfen".
Darauf hatte Frau Leipold wohl gewartet, denn sie erwiderte prompt, dass hier an diesem Ort genau das Gegenteil passieren würde. "Hier wird alles aufgehoben, gesammelt oder ergänzt. Das ist meistens interessant, weil im Museum sich Dinge befinden, die es nur hier gibt. Deshalb ist alles, was hier gesammelt und aufgehoben wird, sehr wertvoll. Man kann alles hier Aufgehobene anderen Menschen, die so etwas noch nie sahen, zeigen oder es miteinander vergleichen. Dadurch erfahren die Museumsbesucher, wie manches früher war, wie man damals gelebt hat und können - wenn sie wollen - wie ein Indianer Spuren verfolgen."
Während dieses lockeren Gespräches betrachtete die Traditionsgruppe im Erdgeschoss archäologische Funde aus der Römerzeit, bewunderte vor allem den Schatz römischer Münzen betrachtete interessiert sogar ein nachgebautes römisches Haus mit Küche.
"Aber ihr seid ja heute hier, um etwas von Weihnachten zu erfahren", fuhr Frau Leipold fort. "Ein bisschen hat das Thema schon mit den alten Römern zu tun, die ja auch hier in Regensburg waren und deren Gebäudespuren man ja überall in der Stadt entdecken kann. Denn als Jesus geboren wurde, waren ja die Römer die Herren im Land. Und Gegenstände, die hier in den vielen Vitrinen des Museums ausgestellt ist, gehörten ihnen. Jesus hat z.B. diese römischen Münzen auch gesehen, genauso wie ihr jetzt im Museum. Vielleicht hatte er sie sogar in der Hand, vor 2000 Jahren?!"
Diese Frage konnte keiner beantworten und so gingen wir weiter und kamen zu einer Nachbildung des Regensburger Doms.
"Jetzt machen wir mal einen großen Zeitsprung. Ihr seht hier eine uns bekannte Kirche und ich frage euch: "Gab es zu Jesus Zeiten auch schon Kirchen? Ich kann euch nur sagen nein, denn Jesus war ja der erste Christ! Er hat in einem Tempel gebetet. Unser Dom wurde erst 1270 n. Ch. begonnen und ist jetzt erst 750 Jahre alt. Damals gab es also keine Kirchen in Regensburg, denn erst durch die Geburt Jesus kam der christliche Glaube in die Stadt. Und deshalb ist es für uns ganz selbstverständlich, dass wir - im Angedenken daran - Weihnachten feiern."
Frau Leipold ließ sich daraufhin alles erklären, was den Kindern für dieses Fest selbstverständlich dazu gehörte. Die Schüler wollten gar nicht mehr aufhören und zählten auf : Geschenke, Christbaum, Adventskranz, feines Essen, Adventskalender, Weihnachtsgeschichten, Jesus Geburt, Kirchgang, Glockenläuten und eine Krippe.
Frau Leipold hörte sich alles an und ergänzte: "Alles was ihr jetzt aufgezählt habt, gab es vor 2000 Jahren noch nicht. Denn die erste Weihnachtsnacht war die Nacht, in der Christus erst geboren wurde. Durch Abbildungen oder auf Bildern versuchen wir uns an das aller erste Weihnachtsfest zu erinnern.
Wir betrachteten daraufhin zwei Hauptfiguren: Maria und den Verkündigungsengel, die ungefähr so alt wie unser Dom sind. Anschließend schauten wir uns ein Flügelaltarbild aus der Minoritenkirche genauer an, auf der die Geburt Christi dargestellt ist. Auf dem Bild erfahren wir den Anfang von Weihnachten. Familie Paulsdorfer aus Regensburg gab den Auftrag solch ein Bild zu malen. Sie wollte, dass auf dem Bild klar und deutlich wird, dass Jesus auf die Erde gekommen ist, um Gutes zu tun. Sie wollten, dass dieses Bild in Regensburg aufgehängt wird, damit die Menschen es anschauen konnten, wann immer sie es wollten, um stets an Christi Geburt erinnert zu werden. Der berühmte Regensburger Maler Albrecht Altdorfer hat deswegen also ein Bild mit einem neugeborenen Kind, Maria und Josef mit einer Kerze in der Hand gemalt. Alle drei befinden sich in einer zerfallenen Scheune zusammen mit Ochs und Esel. Davor sitzen Hirten am Feuer mit mehreren Schafen. Die Männer passen nicht auf die Schafe auf, sondern schauen in die Höhe zu einem Engel, der ihnen eine Botschaft verkündet. Im Hintergrund sieht man Berge im Schnee oder Eis. Es ist ja Winter. Auch eine Ritterburg, wie sie zu damaliger Zeit gebaut wurde, können wir erkennen. Dieses Bild wurde also gemalt, um die Menschen nicht vergessen zu lassen, dass es zwar nur einmal in Bethlehem diese Geburtsnacht gab, aber dass Jesus immer wieder als Retter der Menschen auf die Welt kommt, um Frieden zu bringen, damit es den Menschen besser geht. Und den Frieden, den er bringt, kann es nur dann geben, wenn sie sich gegenseitig achten, helfen und freundlich zueinander sind. Auch das Schenken an Weihnachten hat damit zu tun. Wir machen uns gegenseitig eine Freude, genauso wie Gott uns seinen Sohn geschenkt hat. Wir stellen uns einen Tannenbaum und nicht einen Kirschbaum ins Weihnachtszimmer, weil der Tannenbaum nicht kahl sondern grün, also ein Zeichen der Hoffnung, ist.
Nach diesen tiefsinnigen Gedanken stellte uns die Museumsführerin noch drei Fragen - wie sie meinte - zum heutigen bzw. ebenfalls damaligen Weihnachtsbrauchtum:
Frage 1: "Was gehört - wenn wir den Museumsweihnachtsbaum betrachten- unbedingt zum Weihnachtsbaum? Prompt bekam sie zur Antwort "die Weihnachtskugeln".
Frage 2: "Und warum sind diese auch schon damals rot gewesen? Ohne unsere Antwort abzuwarten, gab sie uns eine Erklärung, die den Schülern einleuchtete: "Weil Rot die Farbe der Liebe ist; weil Kugeln keine Ecken und Kanten haben; man kann auch sagen kein Ende und keinen Anfang. Und das heißt wiederum, dass wir immer jedes Jahr wieder Weihnachten feiern, zur Erinnerung an Christi Geburt". Gleichzeitig erfuhren wir auch, dass man die Herstellung von den uns jetzt bekannten Kugeln damals noch nicht kannte und deshalb den Baum mit roten Äpfeln schmückte.
Und die letzte Frage lautete: "Und worauf liegt das Jesuskind?" Auf die Antwort der Kinder "auf Stroh" wies sie auf die vielen Strohsterne hin, die als Weihnachtsschmuck den Baum zierten. Nun wussten wir also, wie die Menschen zu dem uns bekannten Weihnachtsschmuck gekommen waren.
Auf diese Art und Weise versuchte Frau Leipold uns Museumsbesuchern den Blick für das damalige und heutige Weihnachtsgeheimnis zu öffnen. Erstaunlicherweise folgten die Kinder - trotz dieser oft schwierigen Zusammenhänge - sehr interessiert und äußerst konzentriert. Selbstverständlich sollten sie dann auch noch von ihren privaten Weihnachtsfeiern erzählen. Da war es dann nicht mehr so still! "Vielleicht schreibt ihr ja darüber mal einen Aufsatz?" fügte sie hinzu. Eine der Schülerinnen realisierte dies nach dem Museumsbesuch und fixierte ihre Weihnachtsfeier schriftlich:
So feiern wir WeihnachtenVon Jenny S.
An Weihnachten ist bei uns viel los. |
Anschließend verkündete Frau Leipold, dass jetzt genug für die Ohren getan worden wäre, jetzt bekämen die Hände etwas zu tun. Da wurde es noch etwas lauter - aber nur vor Begeisterung und Neugierde! Alle begaben sich in einen großen Raum mit breiten Tischen, die sie mit Zeitungspapier bedecken sollten. Sie durften sich dann aus verschieden geformten Glaskugeln eine Glaskugel aussuchen. Nach ihrer persönlichen Vorstellung, Fantasie und Farbenauswahl durfte diese dann bemalt werden.
Tischschutz |
Vorstellung des Bastelmaterials |
Farbauswahl |
Alle arbeiten sehr konzentriert und man könnte fast einen Floh husten hören, so still ist es! |
Sind unsere Werke nicht schön? Schnell noch auf einen Zettel den größten Wunsch schreiben... |
... und ihn in der Kugel "verpacken". |
Selbstverständlich durfte der größte Wunsch nicht verraten werden, denn sonst könnte er ja nicht in Erfüllung gehen! Bald hatte fast jeder Schüler zwei Kugeln fertig. Sie wurden sorgfältig eingepackt. Man wollte sie ja schließlich heil nach Hause bringen und unter den Weihnachtsbaum als Geschenk für die Mutter legen!
Und wie von Frau Wills schon befürchtet, kam die erwartete Frage ihrer Traditionsgruppe: "Wann macht unsere Gruppe wieder solch eine Führung mit Basteleien? Vielleicht an Ostern? Doch das konnte die AG-Leiterin noch nicht vorhersagen. Jetzt dankten wir erst einmal Frau Leipold für den gelungenen Nachmittag im Historischen Museum und begaben uns wieder zur Schule, nach Hause, den Kopf voll verschiedener Weihnachtsgedanken. Kein Wunder, denn in 6 Tagen war ja schon Weihnachten!