Der besondere Adventskranz 2007
Im November traf sich die Traditionsgruppe erneut mit Herrn Tahedl, um Traditionen um Weihnacht herum mit ihm zu besprechen. Vor allem ging es dieses Mal um die Weihnachtsvorzeit, den Advent.
Woran erkennt man die Adventszeit?
In der Diskussionsrunde kamen Antworten: Es wird früher dunkel, die Bäume im Pausenhof werden kahl, sie verlieren ihre restlichen Blätter, es wird kälter und man wartet schon auf ein bisschen Schnee.
Diese etwas trübsinnige Zeit versuchen die Menschen zu überbrücken indem sie sich Tannenzweige ins Haus holen und an dunklen Abenden Kerzen anzünden. Diese geben ein wärmeres Licht als unsere elektrische Beleuchtung und erleichtern uns ein wenig das Warten auf Weihnachten, auf eine Zeit, die uns an die Geburt von Christus erinnern soll. Viele Menschen kaufen sich dann einen Adventskranz, auf dem vier Kerzen befestigt sind. Jede Woche zünden sie dann eine Kerze mehr an und wenn alle vier Kerzen brennen, dann ist der Hl. Abend sehr nah.
Kennt ihr eigentlich die Entstehungsgeschichte des Adventkranzes?
Nicht immer hat es bei uns einen Adventskranz gegeben. Vor ca. 150 Jahren gab es einen evangelischen Pfarrer in Hamburg, Johann Heinrich Wichern. Der kümmerte sich sehr um arme, verwaiste oder hilfsbedürftige Kinder. Damit sie stets etwas zum Essen und Trinken sowie einen Platz zum Schlafen hatten, ließ er für sie ein großes Waisenhaus bauen. Als die Adventszeit nahte, wollte er seinen Kindern eine besondere Freude machen. Er versammelte sie um sich in der Küche und erzählte ihnen Geschichten. Jeden Tag gab es eine Geschichte mehr und ebenso dazu eine Kerze, die während der Erzählung angezündet wurde. Am 24.Tag war die Küche dann von 24 Kerzen erleuchtet. Das gefiel den Kindern sehr, ebenso dem Freund des Pfarrers, der immer dabei saß, zuhörte und plötzlich eine Idee hatte: Er bastelte einen großen Kronleuchter und verschönerte ihn rundherum mit Tannenzweigen, die er mit den Kindern aus dem Wald geholt hatte. Darauf steckte er, zur Freude der Kinder, die 24 Kerzen.
Im darauffolgenden Jahr eröffnete Pfarrer Wichern seine Erzählungen mit den Worten: Heute seid ihr das erste Mal da und hört eine Geschichte, zu der wir eine Kerze auf dem Kranz anzünden. Morgen, wenn ihr das zweite Mal kommt, dann brennt die zweite Kerze. Und je mehr Geschichten ich Euch erzähle, desto mehr Kerzen brennen dann auf dem Kranz ohne Anfang und Ende; sozusagen als Zeichen für Gott, der immer für die Christen da war und sein wird. Das machen wir solange, bis der Kranz voll von 24 brennenden Kerzen ist. Dann ist der Hl. Abend, an dem Christus geboren wird, endlich da.
Alle fanden diese 24 Lichter auf dem Adventskranz so schön, dass es immer mehr Leute nachahmten. Nur sind jetzt nicht mehr 24, sondern nur 4 Kerzen - für jede Woche eines- auf dem Adventskranz befestigt.
Nach dieser Einführung meinte Herr Tahedl: Wisst ihr nun schon, was wir heute vorhaben?
Daraufhin holte er drei riesengroße Säcke, die voll bepackt waren mit verschieden grünen, frisch geschnittenen Zweigen. Auf seine Anweisung bildeten sich Gruppen, welche die verschiedenen Sorten erst einmal sortieren sollten. Vorher aber erklärte uns Herr Tahedl dabei auch noch die verschiedenen Zweigsorten. Da fanden wir Zweige von Tannen mit Zapfen dran (erstere kann man angenehm anfassen ), eine Menge Fichten (die stechen), Zypressen (leicht mit der Hand zu verkleinern) und Eiben (die sind giftig!), auch von Lerchen mit kleinen Zapfen und noch mehr.
Wir ahnten schon, was es damit auf sich hatte: Heute würden wir wohl selber einen Adventskranz binden dürfen.
Danach sollten wir alle Zweige verkleinern, dass man sie bequem verarbeiten konnte. Er zeigte uns ein Beispiel der Größe eines Zweigleins.
Die Erklärung verschiedener Werkzeuge, die uns beim Verkleinern helfen sollten, blieb selbstverständlich nicht aus. Dazu gehörte auch die Handhabung der Gartenschere sowie der Zange zum Abknipsen.
Nach schneller, eifriger Gruppenarbeit aller, lagen bald alle verschiedenen Zweige in verarbeitungsgerechter Größe beieinander auf verschiedenen Haufen.
Geschickt schnitten die frischen Gärtnergehilfen auch die kleinen Zweiglein und legten sie parat. Nun glaubten wir, dass die eigentliche Arbeit konnte beginnen konnte. Doch weit gefehlt. Wenn wir den Kranz schon selber binden wollen, dann mussten wir Rohlinge haben. Schnell war das Rätsel gelöst, also man uns einen kleinen Strohrohling und einen riesengroßen Kunststoffrohling zeigte. Diese Vorrichtung sollte uns das Binden ein wenig erleichtern.
Dem folgte eine Einweisung, wie man die Zweige mit Hilfe eines feinen Drahtes, an den Rohlingen befestigen konnte. Man nehme ein kleines Büschel Zweiglein, knipse ein Stückchen Draht ab und wickle diesen, den Zweig an den Rohling haltend, vorsichtig herum bis alles befestigt ist.
Die Schüler und Schülerinnen waren so in den Bann der Ausführungen unseres Lehrmeisters gezogen, dass sie ganz leise seinen Ausführungen folgten und sie ebenfalls konzentriert aufnahmen. Am kleinen Kranz durften ein paar Mutige sich zuerst versuchen und den Mitschülern das eben Gehörte vormachen. Dann, nun schon mutiger geworden, begannen die anderen ebenfalls selbständig am großen Rohling und wechselten kunstgerecht mit den verschiedenen Sorten ab. Während die einen banden, stellten die anderen kleine Büschel zusammen und warteten geduldig bis die reihe an sie kam. Auch für Nachschub wurde gesorgt und es war schön zu sehen, dass Kinder - wenn sie etwas interessiert und sie alles verstanden haben- seht wohl teamfähig sind und vor allem auch präzise und rasch arbeiten.
Der Kranz wurde groß und größer und bald waren der kleine und der große Kranz fertig.
Man legte sie sorgsam beiseite und nun war es Ehrensache, dass die einzelnen Gruppen sich um das Aufräumen bzw. Säubern des Klassenzimmers kümmerten. Als alles sauber und wieder aufgeräumt war, mussten die Kerzen befestigt werden. Die Halterungen hatte der Hausmeister und deswegen mussten wir uns da auf den nächsten Tag gedulden. Aber Frau Wills hatte ein bisschen Schmuck mitgebracht und mit großer Hingabe bekamen der kleine und der große Kranz jetzt ihre Verschönerung.
Das gelungene Werk wurde dann noch mit allen an der Adventskranzherstellung Beteiligten fotografiert, damit auch jeder das gelungene Werk bewundern konnte.
Als kleines Dankeschön für den gelungenen Adventsbindenachmittag bekam unser Lehrmeister selbstverständlich den kleinen Kranz mit auf seinen Nachhauseweg und die Traditionskinder hielten sich nicht zurück ihn zu fragen "wann kommen Sie wieder, Herr Tahedl und was machen wir denn dann für eine "Äktschon"? Na wenn's schneit und eisig wird, dann wollen wir mal das bayerische Eisstockschisseen erlernen" schmunzelte unser "Ätschonlehrer", der es bisher immer fertig brachte die Kinder tatkräftig für Tradition und Brauchtum zu begeistern.